Ein Blick in die Geschichte verrät uns, dass der Hafer viel älter ist als Weizen, Gerste und auch Reis. Schon der bekannte Arzt Hippokrates zählt ihn zu den Heilpflanzen.
Dennoch wird dem Hafer in der schon etwa 10.000 Jahre währenden Getreidezucht erst seit vergleichsweise kurzer Zeit Beachtung geschenkt: Der niedrigere Ertrag und die aufwändige Weiterverarbeitung nach der Ernte machen ihn aus wirtschaftlicher Sicht weniger attraktiv als Weizen, Roggen und Co. Auch deshalb übertrifft der Hafer alle durch lange Zucht veränderten Getreidesorten in puncto Vitalstoffgehalt deutlich!
Was ihn jedoch vor allen anderen Getreidesorten auszeichnet, ist sein unvergleichlicher Geschmack: Nichts wird so gerne frisch im Brei oder Müesli verzehrt wie der Hafer; darum ist er traditionell kein typisches Brot-Getreide, ein gewisser Hafermehlanteil allerdings macht Brot haltbarer. [thrive_2step id=’134′]Bekomme unsere neuesten Artikel in deine Inbox.[/thrive_2step]
Damit der Hafer für uns überhaupt geniessbar ist, muss er beim Erntevorgang geschält, von der fest mit dem Korn verwachsenen Spelze befreit werden. Gleichzeitig wollen viele Ernährungsbewusste die Keimfähigkeit des Korn erhalten.
Genau hier liegt jedoch das Problem: Handelsüblicher Hafer (auch Saat- oder Spelzhafer genannt), wird nach der Ernte maschinell von der Spelze getrennt. Dies ist ein ziemlich grober Prozess, bei dem ein grosser Teil der Körner beschädigt wird. Neben dem Verlust der Keimfähigkeit führen diese Verletzungen dazu, dass Luftsauerstoff an normalerweise geschützte Teile des Korns gelangt. Hierdurch würden die in allen Hafersorten reichlich vorhandenen wertvollen Fette ranzig.
Um diesen Vorgang zu unterbrechen, wird der Hafer erhitzt. So erhält er auch den für uns gewohnten angenehm süsslichen Geschmack und wird lagerfähig – büsst aber viele seiner hitzeempfindlichen Vitalstoffe ein.
Anders verhält es sich beim Nackthafer, auch Spriesskornhafer genannt. Hierbei handelt es sich um eine andere Züchtung, bei der das Korn beim Dreschen unbeschädigt von der Spelze befreit werden kann. Daher braucht es im Nachgang weniger hoch erhitzt werden, kann keimfähig und sogar rohköstlich bleiben.
In der Praxis ist die Keimfähigkeit bei gekauftem Nackthafer sehr unterschiedlich, sie schwankt zwischen 20 und 90%. Der Grund ist, dass der Nackthafer häufig zur schnelleren Nachtrocknung dennoch – eigentlich unnötig – erhitzt wird.
Rohköstlicher Hafer enthält jedoch Enzyme, Vitamine und Eiweisse in ihrer natürlichen Form, die beim Erhitzen verloren gehen. Da das erfolgte Erhitzen auf der Verpackung nicht deklariert werden muss, sollte, wer rohköstlichen Hafer möchte, auf die freiwillige Angabe «ungedarrt» achten.
Es gibt übrigens auch Nacktsorten beim Weizen und beim Roggen.
Mit seinen Inhaltstoffen ist der Hafer in der Tat ein echtes Superfood. Beispielsweise übertrifft er die üblichen Getreidesorten im Eiweissgehalt: Schon 100 g Hafer decken den Tagesbedarf an sechs der bekanntlich acht essentiellen Aminosäuren!
Ausserdem ist er glutenarm, ballaststoffreich, immer Vollkorn, reich an Antioxidantien, Mineralien (insbesondere Silizium, Magnesium und Eisen) – die Liste liesse sich fortsetzen.
Sogar als Fleischersatz wird er immer mehr gepriesen: Hafer enthält mehr Eisen als Fleisch und eine breite Palette an Mineralstoffen in einem für uns sehr guten Verhältnis. [thrive_2step id=’134′]Wir versorgen dich regelmässig mit Neuigkeiten über gesunde Ernährung.[/thrive_2step]
Dies ist besonders wichtig, da für unsere Stoffwechselprozesse die richtige Ausgewogenheit verschiedener Vitalstoffe entscheidend ist für ein möglichst gesundes Leben.
Der hohe Gehalt an einigen B-Vitaminen (insbesondere B1 und B6) hilft uns bei vielen nervlichen oder psychischen Leiden wie Schlafproblemen, Konzentrationsstörungen oder Depressionen.
Schon seit Menschengedenken wird Hafer (z. B. als Schleim) speziell bei Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts erfolgreich zur Kur angewendet, nicht zuletzt deshalb, weil die im Hafer enthaltene Stärke sich als sehr gut verdaulich herausgestellt hat. Für Diabetiker ist eine haferreiche Ernährung besonders interessant, da sie den Blutzuckerspiegel tief hält. [thrive_2step id=’134′]Bleibe fit und abonnier unseren Newsletter.[/thrive_2step]
Deshalb ist er auch zum Frühstück als Müesli oder zum Zvieri als Crumble ein wirklich gesunder, regulierender und köstlicher Begleiter des Alltages.
Coverbild Hans @ pixabay.com
Jonny sagt:
Hallo,
danke für die kurze, knackige Übersicht zum Unterschied Hafer/Nackthafer.
Allerdings erkenne ich nicht, ob „Superfood“ sich auf beide Arten bezieht. Ist nur (unerhitzter) Nackthafer Superfood? Oder tlw. auch der Spelzhafer? Das Erhitzen bei letzterem zerstört nicht alle Vitalstoffe zu 100%, oder?
frohkost sagt:
Hallo
Alle Arten von Hafer sind prinzipiell ein Superfood.
Erhitzen zerstört nicht alle Vitalstoffe, da kommt es darauf an, wie lang, wie heiss und so weiter. Gerade beim Hafer sind die Eiweisse und Fette sehr wertvoll, diese sind von Natur aus sehr hitzeempfindlich. Daher empfehlen wir den grössten Anteil frisch gequetscht und roh zu verzehren.
Fancyfrog sagt:
Eigentlich sehr guter Artikel. Ich wundere mich aber über folgende Aussage: „Schon 100 g Hafer decken den Tagesbedarf an sechs der bekanntlich acht essentiellen Aminosäuren!“ 100g Hafer enthalten etwa 10-15 Gramm Eiweiß. Der minimale Tagesbedarf eines Menschen liegt lt. der deutschen Gesellschaft für Ernährung bei 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht, also bei 56 Gramm für eine Person mit 70 Kilogramm. Wie können da die maximal 15 Gramm des Hafers 75% der Aminosäuren abdecken? Oder habe ich etwas falsch verstanden.
Mit freundlichen Grüßen, Fancyfrog
frohkost sagt:
Liebe Fancyfrog,
Danke vielmals für deine netten Worte und für das Feedback.
Hafer ist eine gute Quelle für Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe, auch der Tagesbedarf von 6 der 8 lebenswichtigen Aminosäuren werden gedeckt (bei Mais und Weizen sind es zum Beispiel nur eine, bei Gerste und Roggen gar keine). Die Aminosäuren, die gedeckt werden sind: Valin, Leucin, Isoleucin, Phenylalanin, Tryptophan und Threonin. Aminosäuren sind nicht nur die Bausteine von den Proteinen, sondern haben auch viele weitere Funktionen im Körper.
Sonnige Grüsse und viel Gesundheit
Dein frohkost-Team