Rohkost-Ernährung gesund oder Risiko?

14. März 2024

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Kathrin, du ernährst dich seit bald drei Jahren nach Rohkost-Prinzipien. Wie ist es dazu gekommen?
Das hat natürlich damit zu tun, dass ich bei frohkost arbeite. Ich bin für die Beratung unserer Ladenkunden und die Organisation von Kursen und Vorträgen zu den Themen Vollwert- und Rohkost-Ernährung zuständig. Ehrlich gesagt, gehöre ich zu den vielen Menschen, die sich nicht vorstellen konnten, eine komplett rohköstliche Ernährung ohne Probleme verdauen zu können. Im Sommer 2020 habe ich mich von einem lieben Kollegen überreden lassen, es doch einfach einmal auszuprobieren. Zuerst fasteten wir ein paar Tage mit frisch gepressten Säften. Dann ging es los mit der Rohkost, und die Kochtöpfe blieben im Küchenschrank.

Wie hat sich die Umstellung auf dich ausgewirkt?
Schon in den ersten Tagen bemerkte ich, dass die chronischen Verspannungen im Nacken einfach weg waren. Zudem konnte ich tiefer schlafen, hatte mehr Energie und meine Haut wurde geschmeidiger.

Mittlerweile ernährst du dich seit bald drei Jahren ausschliesslich von Rohkost. Wie fühlst du dich?
Nach einer anfänglichen fünfmonatigen Reinigungsphase war ich bisher kein einziges Mal mehr erkältet und hatte auch nie wieder eine Bronchitis, die mich seit meiner Jugend mindestens zwei Mal, oft sogar vier Mal jährlich und noch öfter geplagt hatte. Das war besonders für meinen Hauptberuf als Sängerin und Gesangslehrerin eine unbeschreibliche Erleichterung.

Viele Menschen leiden bei der Umstellung auf Rohkost unter Gewichtsverlust. Wie ist es dir ergangen?
Ich hatte mein Leben lang nie mit Gewichtsproblemen zu tun, weder in die eine noch in die andere Richtung. Seitdem ich roh esse, habe ich etwa zwei bis drei Kilo abgenommen, fühle mich damit wohl und habe in etwa mein Idealgewicht. Als ich vor einem guten Jahr begonnen habe, regelmässige Darmspülungen durchzuführen, habe ich sogar wieder ein bisschen zugenommen, vermutlich weil ein sauberer Darm die Nährstoffe besser aufnehmen kann.

Es gibt sicher Menschen, die mit einer Rohkost-Ernährung in einen untergewichtigen Bereich kommen. Hier würde ich angekeimtes Getreide und Nüsse empfehlen – die machen ausserdem auch in der kalten Jahreszeit immer schön satt.

Nimmst du Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin B12 oder Omega-3-Fettsäuren?
Um keine chemischen Medikamente zu nehmen, habe ich einige Jahre auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgegriffen. Als ich mit der Rohkost begonnen habe, hatte ich plötzlich das Gefühl, diese nicht mehr zu brauchen, und ich habe sie weggelassen. Hin und wieder habe ich Phasen, in denen ich das eine oder andere Vitamin ergänze, aber das kommt sehr selten vor. Vitamin B12 findet sich übrigens in Shitake-Pilzen (die roh ein Genuss sind) sowie in Nori-Algen und in fermentierten Nahrungsmitteln. Das muss nicht unbedingt nur Sauerkraut oder Kimchi sein. Man kann auch frisch geflocktes Getreide über Nacht bei Zimmertemperatur einweichen und so Spuren von B12 konsumieren.

Es gibt ja ganz verschiedene Formen von Rohkost. So gibt es Gruppen, bei denen unbehandelte tierische Produkte wie zum Beispiel Ziegenmilch durchaus auf dem Speiseplan stehen können. Bist du Veganerin?
Ich liebe Butter! Da ich aber kein Brot esse, sondern nur ab und an gedörrte Cracker, komme ich nur selten zum Buttergeniessen. Auf Käse und Milch kann ich bestens verzichten, obwohl es diese Produkte auch in der Rohversion gibt. Was ich manchmal wirklich vermisse, ist Tiramisu 😉

Du hast angetönt, dass viele Menschen sich eine Rohkost-Diät nicht vorstellen können. Was wäre dein Hauptargument, um sie zu überzeugen?
Nicht jeder Mensch reagiert so positiv wie ich auf rohköstliche Ernährung. Deshalb möchte ich auch niemanden dazu überreden. Wir haben zum Beispiel eine Kundin, die gerne ganz auf Rohkost umgestellt hätte, aber abends nichts Rohes essen konnte, weil sie davon sehr starke Bauchschmerzen bekam. Das Leben sollte schön sein und ich würde dieser Kundin niemals empfehlen, diese Ernährungsweise gegen ihr deutliches Körpergefühl «durchzuboxen». Mir persönlich tut Rohkost gut. Deswegen kann ich allen empfehlen, es einfach einmal auszuprobieren und selber herauszufinden, wie die Reaktion ist. Ich denke, dass besonders chronisch Kranke, aber auch alle, die grundsätzlich ihre Lebensqualität verbessern wollen, von der Rohkost-Ernährung profitieren können.

Du hast mit einer Saftkur begonnen. Welche Schritte empfiehlst du jemandem, der den Versuch, sich von Rohkost zu ernähren, machen möchte?
Jemandem, der sich sein Leben lang von tierischen Produkten und Weissbrot ernährt hat, wird die Umstellung sicher nicht leichtfallen. Wer sich hingegen vegetarisch oder sogar vegan und vollwertig ernährt hat, wird keine grosse Mühe haben. Eine Saftkur im Vorfeld ist mit Sicherheit für alle hilfreich, denn damit wird der Darm optimal auf die Rohkost-Aufnahme vorbereitet. Auch eine vorherige Darmkur kann sehr hilfreich sein, denn die Bakterien im Darm entscheiden, worauf wir Appetit haben.

Zusätzlich ist es natürlich wichtig zu wissen, wie man leckere Rohkost überhaupt zubereiten kann und welche Früchte oder Gemüse man besser nicht roh verzehrt (z. B. grüne Bohnen, Rhabarber). Man braucht also Rezepte, die man am besten vorher schon mal ausprobiert und für gut befunden hat. Für viele Speisen benutze ich mein Dörrgerät, zum Beispiel für Cracker, Gemüsefladen, mariniertes Gemüse, Granola oder Guetzli. Auch ein guter Mixer für Smoothies, Dips und rohe Suppen ist vorteilhaft. Wer sich Tipps, Tricks und leckere Rezepte holen möchte, kann auch unsere Rohkost-Kurse besuchen.

Ist es nicht schwierig, als Rohköstler sozial zu sein? Im Restaurant kannst du vermutlich oftmals nur Salat bestellen und Geburtstagskuchen gibt es für dich auch nicht.
Auf Geburtstagskuchen verzichte ich sicher nicht! Es kommt ja nicht täglich vor, dass ich auf irgendwelchen Feten herumspringe. Manchmal eine Ausnahme zu machen, ist mir sehr wichtig. Ich musste einige Jahre aus gesundheitlichen Gründen auf Getreideprodukte verzichten, und nach einer Weile habe ich regelmässig von riesigen Kuchenbuffets geträumt, von denen ich kaum etwas essen durfte. Ich glaube nicht, dass das gesund ist, und ich habe es auch nicht gern, mich selbst zu kasteien. Inzwischen kann ich – auch dank Rohkost – ohne gesundheitliche Probleme wieder kleine Mengen Brot, Kuchen und dergleichen essen. Solange die Ausnahmen nicht überhandnehmen, geht es mir auch weiterhin sehr gut. Und letztlich habe ich, je mehr Ausnahmen ich mache, umso mehr das Bedürfnis, wieder roh zu essen – das Körpergefühl ist einfach besser.

Gibt es Menschen, für die sich eine Rohkost-Ernährung nicht eignet?

Rohkost kann sich positiv auf die Vorbeugung, Linderung und Heilung von Krankheiten auswirken. Dennoch reagiert jeder anders auf eine solch einschneidende Ernährungsumstellung. Die Entschlackung, die bei einer Rohkost-Ernährung angestossen wird, kann – ähnlich der Erstverschlimmerung in der Homöopathie – sehr starke Entgiftungserscheinungen auslösen (z. B. Schmerzen, Entzündungen, Ausschläge, Depressionen). Für Menschen mit schwerwiegenden Darmkrankheiten kann diese Ernährungsform kontraproduktiv sein. Kranke können sich mit ihrem Arzt absprechen oder entsprechende Fachpersonen zu Rate ziehen, wenn sie eine Ernährungsumstellung planen. Auch Schwangere und Kinder sollten sich wegen des erhöhten Nährstoffbedarfs nicht ausschliesslich nach dieser Philosophie ernähren.

Kommentar­bereich

6 Kommentare
  1. Es ist gut zu sagen, dass die Rohstoffernährung nicht für jeden etwas ist. Das lässt doch jedem die Möglichkeit offen, dies für sich umzusetzen oder nicht. Man kann sich ja auch von seinem Arzt beraten lassen, besonders wenn man vielleicht schon gesundheitliche Einschränkungen hat oder vielleicht auf ein Zahnimplantat oder andere OPs angewiesen ist. Generell ist es immer eine gesunde Option.

    • Ja, prinzipiell kann die rohköstliche Ernährung nicht für jeden geeignet sein, das kommt sehr auf den Zustand des Organismus drauf an.
      Ob dies einen Zusammenhang hat mit Zahnimplantaten, können wir nicht abschliessend beurteilen. Dies kann mit einem Arzt, der sich mit den verschiedenen Ernährungsformen auskennt, besprochen werden.

  2. Beim Vitamin B12 gibt es viele irrtümmer. man sollte das nicht auf die lockere schulter nehmen. darum werde ich auf fälle hinweisen bei denen man vorsicht walten lassen sollte. die beiden erwähnten studien sind aus dem buch ganz unten unter literatur

    Vitamin B12 Mangel hat verschiedene Ursachen. Ist einer da wo sich symptome zeigen, dann ist mit der ernährung damit meist nicht beizukommen. Denn bei einem Korper im Mangelzustand dieses wichtigen vitamins funktionieren viele Prozesse nur mangelhaft. Besonders auch die Verdauung.

    Vitamin B12 wird von bestimmten bakterien im enddünndarm produziert und muss nicht über die ernährung explizit zugeführt werden. Durch antibiotikakuren und vor allem Amalgam werden diese eingeschränkt und die produktion wird reduziert.

    In einer Studie wurde der einen Gruppe Kobalt verabreicht und der anderen Vitamin B12 Nahrungsergänzung. Kobalt ist das Zentralatom im Vitamin B12 und wird zu deren synthese benötigt. Die mit Kobalt hatten am ende bessere werte als jene mit der Ergänzung. Für genügend Vitamin B12 braucht man also nur genügend Kobalt in der ernährung bei einer gesunde darmbesiedlung und Verdaaung. hat man beides nicht, kommt man nicht um eine nahrungsergänzung herum. bei der umstellung auf rohkost oder rein pflanzliche kost können unter den gegebenen Umständen, ohne eine vorübergehende supplementierung, länger oder kurzfristig, grosse probleme auftreten. Doch eines seid getrost, mit viel lebendiger nahrung regenerieren auch die durch einen schweren vitamin b12 mangel erfolgten, angeblich irreparablen nervenschäden wieder. habe ich selbst erlebt.

    Vitamin B12 Mangel kann also ein indiz auf Quecksilberbelastung und damit einhergehende Darmdysbiose sein. Wobei auch andere Ursachen in Frage kommen. So wird oft bei einer umstellung auf Rohkost oder rein pflanzliche ernährung ein Mangel bereits mitgenommen und muss nicht als ursache die rein pflanzliche ernährung haben wie das von fleischessern gerne als argument genommen wird um das essen von tieren zu rechtfertigen. Sich bewusst und ausgewogen ernährende reine Vegetarier(ohne ovo und lacto) mit gesunder verdauung brauchen nach studien aus demselben buch wo ich das mit dem cobald gefunden habe keine vitamin b12 supplementierung.

    Vitamin B12 in Pflanzen sind meist analoga und verhindern gar die aufnahme vom aktiven im enddünndarm selber produzierten Vitamin B12. Also Spirulina und Chlorella sind da eher Vitamin B12 Mangelentwicklungs unterstützer.

    Als ich auf rohkost umgestellt hatte dachte ich auch, fermente und all diese analogas aus pflanzen würden schon reichen. doch dem war nicht so. Bei mir war aber auch das amalgam das hauptproblem. und ich hatte den mangel schon vorher. und dank dem dass ich sensibilisiert war wegen tierfreier ernährung und dem hype um vitamin b12 dann schliesslich auch drauf gekommen bin.

    In diesem falle kommt man um eine fachkundige ergänzung nicht drumherum.
    Es gibt auf dem markt 4 verschiedene Vitamin B12 Formen
    – Cyano- und Hydroxocobalamin
    beides Formen die der körper erst umwandeln muss, falls das möglich ist, belastete und kranke Menschen mit einer dysbiose im darm und giftbelastungen wo der stoffwechsel am limit läuft sind da eher nicht in der lage dazu. wie ich damals auch nicht. die injektion mit hydroxocobalamin hat zu einer blokade des ganzen Vitamin B12 Stoffwechsels geführt worauf ich extremste Vitmain B12 Mangelsymptome erleben musste. erst die Gabe von körpereigenen aktiven Formen hat die erlösung gebracht.

    -Adenosyl- und Methylcobalamin
    Diese Formen wirken sofort weil dies die beiden so im körper vorkommenden formen sind und nicht erst umgewandelt werden müssen. Doch bei Methylcobalamin ist hochdosiert oral über den darm vorsicht geboten. Ist eine Quecksilberbelastung wegen Amalgam da, ensteht 10 mal giftigeres Methylquecksilber. Nach der einnahme von Methylcobalamin wird eine verschlechterung statt verbesserung des algemeinzustands erfahren. Da sollte die Ergänzung unbedingt mit Adenosylcobalamin erfolgen. Dieses wird aber wegen seiner grösse schlechter über die darmwand aufgenommen und so sind hochdosierte supplementierungen oral bis zu 10mg möglich. Methylcobalamin 5mg. Aufgenommen wird passiv so nur 1 %. der rest wird wieder über den darm ausgeschieden.

    Ist der Darm saniert und die Vitamin B12 werte optimal, wird der körper das Vitamin B12 auch ohne probleme oben halten können. Auch ohne Fermente und ergänzung. einfach jedes jahr eine hochdosierte pille nehmen und wenn man sich besser fühlt dann hat man es nötig. merkt man keinen unterschied dann ist man voll und man braucht keine supplementierung mehr.

    also finger weg vor produkten die künstlich zugefügte Vitamin B12 produkte haben. Besonders Cyano und Hydroxocobalamin sind zu meiden. und auch vor der täglichen langzeit einnahme von Spirulina und co die pflanzliche analogas enthalten.
    Spirulina hat auch sehr viel Vitamin A in der Form von beta-Carotin. und da spirulina eine proteinhülle hat die komplett verdaut ist, wird dieses beta-carotin auch voll von unserem körper aufgenommen. bei pflanzen mit fasern, bleibt vieles an den fasern kleben und nur ein kleiner teil wird aufgenommen. So kann bei zu viel spirulinakonsum eine gefährliche Vitamin A vergiftung entstehen. Es stimmt also nicht was in medizinischen lehrbüchern steht, dass der körper beta-carotene nur so viel er braucht in vitamin a umwandeln soll. Ich hatte deswegen echt grosse probleme und hatte diese ursache erst spät herausgefunden weil jeder meinte das sei mit pflanzlichen produkten die nur beta-carotene enthalten nicht möglich! ein anderes sehr gefährliches produkt ist astaxanhtin. das kann auch zu einer vitamin a vergiftung führen.

    und wenn ihr noch an der vitamin d problematik interessiert seid, dann löse ich die auch noch gerne für euch auf, so das ihr nie mehr vitamin D3 nehmen müsst, egal wo ihr wohnt.

    Empfehlenswerte Literatur:

    Volkskrankheit Vitamin-B12-Mangel: Über die schwerwiegenden Folgen geringer Zufuhr, gestörter Aufnahme und Verwertung von Vitamin B12: Über die … zu Selbsthilfe, Heilung und Vorsorge Taschenbuch – 1. Januar 2014
    von Thomas Klein (Autor)

  3. Liebes Team, liebe Kathrin. Vielen Dank für das aufschlussreiche Interview, das realistisch aufzeigt, dass es nicht „für immer 100% roh“ sein muss, sondern aus Erfahrung beweist, dass mit einer grundlegenden Gesundung von Darm und Organismus auch kleine geliebte Naschereien von früher gut vertragen werden. Ich habe nach 20 Jahren mit Rohkost, langen Saftkuren und dazwischen wieder „nur 80% roh“ auch diese tolle Erfahrung gemacht. Ich hätte noch ergänzt, liebe Kathrin, wie Dein Singen sich verändert hat. Ich singe auch und konnte müheloser üben, weniger üben und die Stimme strahlte mehr. Alles Liebe, Corina.

  4. Der Artikel ist gelogen! In der Überschrift wird suggeriert, dsss sie reine Rohköstlerin ist. Später im Text wird ersichtlich, dass sie es doch nicht ist. Wer noch Lust auf gekochtes oder gebackenes hat und es auch isst, ist geistig und körperlich nich kein Rohköstler.

    • Hallo Christian
      Danke für dein Feedback.
      Wir verstehen deine Aussage.
      Natürlich ist das keine 100%ige Rohkosternährung, da geben wir dir recht. Doch wenn die Ernährung zu 99.5% aus Rohkost besteht (die Ausnahmen halten sich stark in Grenzen), dann kann eine gute Aussage gemacht werden, ob die Rohkost-Ernährung ein Risiko oder gesund ist.
      Liebe Grüsse
      dein frohkost-Team

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